Frag den Professor
Worum geht es?
150.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter starben in 2021 in Deutschland. Insgesamt waren es erstmals über 1 Mio. Tote. Diese Zahlen werden kognitiv wahrgenommen, aber Trauer ist ein emotionales Thema und bei den Betroffenen 24/7 präsent. Und doch wird das Thema in Unternehmen meist als Privatsache betrachtet. Völlig zu unrecht, wie Prof. Dr. Steffen Hillebrecht im Gespräch betont – auch betriebswirtschaftlich nicht.
Prof. Dr. Steffen Hillebrecht von der University of Applied Science Würzburg-Schweinfurt (#FHWS) führt mit seinen Studierenden aus dem Bereich „International HR-Management“ eine Untersuchung zum Thema „Trauer in Unternehmen“ durch.
Zum Zeitpunkt des Interviews (24.11.2022) ist die Umfrage gerade angelaufen.
In diesem Video spricht er mit Stefan Hund, Trauerexperte und Sifa im beauftragenden Ingenieurbüro Wedler.
Hier ist die Transkription des Gespräches:
Frag den Professor – Linkedin Live – Transkription
Stefan Hund: Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Und hier ein ganz herzliches Willkommen nach Würzburg, lieber Steffen Hillebrecht, Prof. Dr. Steffen Hillebrecht. Ja, wenn, dann in vollem Ornat.
Steffen Hillebrecht : [00:02:03] Ah ja. Diplomkaufmann, Studienassessor. Ist natürlich die Visitenkarte. Die wäre so lange wie das Nummernschild am Auto.
Steffen Hillebrecht : [00:02:18] Ich bin bescheiden. Ich warte noch auf den Wirtschafts… Nicht den Wirtschaftsnobelpreis kriege ich nicht mehr. Aber ich warte auf den Literaturnobelpreis.
Stefan Hund: [00:02:26] Ja, ich.
Steffen Hillebrecht : [00:02:26] Sage mal, den bekommen hat.
Stefan Hund: [00:02:28] Wenn. Wenn ich an Bob Dylan denke, der ja nicht gerade für Literatur bekannt ist, sondern eher für Singen und ihn auch gekriegt hat. Also das passt ja dann. Ja. Du bist Professor in Würzburg, hast unter anderem einen Kurs in International HR Management und ja, du hast dich unseres Themas „Trauer im Unternehmen“ angenommen mit deinen Studierenden. Ist Trauer eigentlich ein Thema für die Wirtschaft?
Steffen Hillebrecht : [00:03:03] Ähm, auf den ersten Blick sicher nicht, weil Trauer Abläufe stört. Weil Trauer für einige Leute unfassbar ist. Weil Trauer gleich verbunden wird. Auch jetzt muss ich besonders rücksichtsvoll sein. Oder irgendwelche Sachen. Ich. Es ist schon so ein „Pfui Thema“. Vor allem, weil es auch an die eigene Endlichkeit des Seins erinnert. Und jetzt hatte ich das Glück, dass ich vor meiner jetzigen Tätigkeit einige Jahre in der kirchlichen Verlagswirtschaft unterwegs war. Und als damals meine Mutter starb, dann war eine Besprechung, wo eben auch zwei Geistliche mit dabei waren, hat sich nach ein paar Minuten erst mal um dieses Thema Tod und Abschied nehmen von Eltern gedreht. Bevor wir zum Thema kamen, da habe ich, da habe ich Offenheit für dieses Thema gesehen. Ich kann mir vorstellen, in den anderen Arbeitsumgebungen, die ich von innen kennengelernt habe, wäre das so nie denkbar gewesen, weil man sagt, das ist Privatangelegenheit und es muss die Person selber regeln.
Stefan Hund: [00:04:04] Auf der anderen Seite Trauer kostet ja auch Geld. In dem Moment, wo du trauerst, Du hast jetzt eine eigene Situation angesprochen. Ich denke, jeder von uns hat schon eine solche Situation gehabt. In dem Moment, wo man da mit verheulten Augen dasitzt, ist man möglicherweise langsamer, wird weniger angesprochen, macht den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler. Wie siehst du das an dieser Stelle? Auch wirtschaftlich? Ich habe mal mit jemand gesprochen, der sagte: „Das kann ich nachher auch in der Jahresbilanz sehen“.
Steffen Hillebrecht : [00:04:40] Das glaube ich gern.Es war als damals meine Mutter starb, war ich 35. Also war durchaus schon ein erwachsener Mensch, der auf eigenen Füßen stehen konnte. Aber es sind natürlich schon, wie soll man sagen, Dinge da, mit denen man sich beschäftigt. Wo habe ich diesen Menschen Unrecht getan? Sind Gedanken mir durch den Kopf gegangen? Sind Was habe ich alles falsch gemacht? Ich habe dann schnell ein paar Tage Urlaub eingereicht, weil ich einfach dann auch mit meiner gesamten Familie, die diese Tage einfach auch auch leben wollte und gemeinsam Abschied nehmen wollte. Man ist ein bisschen unter Schock, weil man rechnet im ersten Moment nicht damit. Und ja, das das ist mal man ist natürlich erst mal da, nicht greifbar für die Kollegenschaft und je nachdem, ob man, kann ich mir vorstellen, Schuldgefühle ausführlicher pflegt oder auch auf viele Dinge rund um Begräbnis und Trauerfeier und was dann an formalen Dingen kommt ohne Testament, Amtsgericht, die ganzen Versicherungen abmelden, Mietverträge, möglicherweise eine Wohnung oder ein Haus entrümpeln. Erbschaftsauseinandersetzungen wird das nicht ganz so gut geregelt wurde wie bei meinen Eltern, da ist man erst mal beschäftigt und das kann ich mir schon vorstellen, dass da die nächsten Wochen oder Monate, wie soll man sagen, nur mit viertel oder halber Kraft gefahren wird.
Stefan Hund: [00:05:59] Ja. Deine Studierenden. Du hast ja am Anfang, so habe ich das verstanden Du stellst deinen Studierenden verschiedene Themen vor, wo sie sich drum versammeln können als Seminararbeit. Wie war das, Als du dir das Thema Tod und Trauer im Unternehmen präsentiert hast? Haben die erst mal gesagt Ich bin so jung, das ist nicht mein Thema, oder? Wie war die Reaktion?
Steffen Hillebrecht : [00:06:26] So, jetzt willst du dir ein paar Sternchen abholen? Gib es zu. Nein, das war das Thema, für die sich die meisten Leute aus dieser Studierendengruppe gemeldet haben interessiert haben. Ich denke, das kann natürlich auch sein, dass das einfach im Personalschwerpunkt eine andere Offenheit für bestimmte Dinge da ist. Jetzt darf ich mal mein Studierenden ein paar Sternchen verteilen. Möglicherweise ist auch die eine oder andere Betroffenheit im persönlichen Umfeld dabei, weil ich durchaus mitbekommen, das dass Studierende tödlich verunglücken oder dass Eltern von Studierenden sterben. Eine meiner Studenten hat es ja vor zwei drei Wochen auf LinkedIn sehr, sehr prononciert publiziert. Und als Studierende. Leider bin ich natürlich auch im engeren Kontakt mit bestimmten Personen. Da habe ich einen Studenten, der kam uns zum Studium. Ein paar Tage vorher war sein Vater gestorben. Das ist für einen 19-jährigen heftige Sache. Ich habe eine Studentin, die habe ich jetzt schon, schon namentlich eingeführt. Das wusste ich so nicht. Da merkt man das, dass das einfach unter dem Deckel gehalten hat und sich möglicherweise in ein Schneckenhaus verkrochen hatte. Sie hat mit 21 einen Elternteil verloren. Ich erinnere mich an einen Studenten, sehr engagiert. Semestersprecher sei in seiner Kohorte mit seiner Mutter alleinerziehend aufgewachsen und mit 21 darf er plötzlich zur Kenntnis nehmen. Seine Mutter Schlaganfall tödlich. Und uns davor seinen einzigen Anker im Leben sozusagen beerdigen und die Firma, die die Mutter hatte, auflösen und mit der Wohnung und. Und dann habe ich ihn noch mal darauf angesprochen und na ja, es ist halt doof, wenn man so aus dem Bauch raus macht, weil ich sage, das war ein ziemlicher Schlag ins Kontor und er guckte mich verständnislos an, zu Recht.
Steffen Hillebrecht : [00:08:11] Dann sagt Es war nicht nur ein Schlag ins Kontor, dass die ganze Fabrik abgebrannt sei. Ja, genau. Genau das ist es manchmal, das Gefühl, Du kannst nur die falschen Worte finden. Es ist halt auch eine Frage: „Bin ich übergriffig?“ Weil es ist sicher auch ein Unterschied, ob ich Vorgesetzte bin, mit meinen Mitarbeitenden drüber rede, Schrägstrich unter Kollegen rede oder ob ich mit einem Ausbildungs- Erziehungsauftrag als Hochschullehrer ausgestattet bin. Und Minderjährige sind in den meisten Fällen nicht mehr Heranwachsende begleite und dann das schnell Der Vorwurf ist unangemessen. Verhaltens im Raum, wenn man das falsch macht. Jetzt ist es auch nicht unbedingt in meiner Stellenbeschreibung drin, dass ich solche Leute in den Arm nimmt. Mir würde ich jetzt auch gar nicht machen. Also nee, aber. Aber wie? Wie geht man angemessen in so einer Situation um. Und es ist halt ein Unterschied, ob du 35 bist wie ich damals. Ich jetzt vor drei Jahren, beim Tod meines Vaters war ja ständig 50er. Oder ob ich Anfang 20 bin. Na ja, angefangen von den wirtschaftlichen Abhängigkeiten und der Notwendigkeit des emotionalen Hals bis hin zu möglicherweise Überfrachtung mit dem, was zu tun ist. Es ist ein Unterschied, ob ich mit 35 mir Gedanken um Testament und Erbschaftsaufteilung mache oder mit 21. blöde Post von Bafög Amt bekommen und.
Stefan Hund: [00:09:37] Na ja, klar.
Stefan Hund: [00:09:39] Klar.
Steffen Hillebrecht : [00:09:41] Und mir Gedanken machen muss Wie geht es wirtschaftlich weiter, wenn der Hauptfinanzierer ausfällt?
Stefan Hund: [00:09:45] Na ja.
Stefan Hund: [00:09:48] Deine Studenten haben jetzt schon tolle Vorarbeit geleistet. Und dann. Werde jetzt noch mal näher unter unserem Link in Life, die den Link zur Umfrage reinbringen, wo wir hoffen, dass möglichst viele, die in Unternehmen Verantwortung tragen, sei es als Geschäftsleitung, Head HR oder sei es als Betriebsrat, daran teilnehmen.
Steffen Hillebrecht : Denn es gibt ja zu diesem Thema noch keine, oder?
Stefan Hund: Es gibt im Endeffekt eine Untersuchung von 2003. Die ist so ein bisschen in Auszügen zu bekommen, eine nordamerikanische. Dann gibt es eine, die ist aus Frankreich dieses Jahr im März veröffentlicht worden. Aber, wenn man nicht genau weiß, wo man suchen muss, findet man sie auch über Google nicht. Was hast du so für Erfahrungen von gestern mitgenommen? Was haben deine Studierenden bisher mitgebracht?
Steffen Hillebrecht : [00:10:53] Sie haben, das haben wir gestern ein bisschen ausführlicher diskutiert. Sie haben, Sie haben eine gute Umfrage auf den Weg gebracht mit einer aus meiner Sicht ganz guten Beteiligungszahl, gerade bei diesem Thema. Als Ergebnis haben Sie, sage ich mal, noch nicht viel rausgelassen, weil Sie selber noch noch die den Rücklauf komplett abwarten wollen. Was natürlich schon so ein bisschen zwischen den Zeilen durch spitzt Ohne jetzt hier ein Priming vorzunehmen. Das ist die Richtung der Forschungsergebnisse. Was schon so ein bisschen durch spitzt ist, dass das die Person, die sich damit beschäftigen, schon sehr gravierende Auswirkungen am Arbeitsplatz bergen. Und wenn ich die Erfahrung aus anderen Projekten des betrieblichen Gesundheitsmanagements transportiere, eine Person, die wegen Burnout, ich sage mal ein halbes oder 3/4 Jahr ausfällt, die die verursachten Schaden von, ich sag mal 40- 50.000 Personalkosten oder 80 oder 150.000 Umsatz kosten und jetzt transferiert ist und sag aufgrund eigener Einblicke mit Trauer fällst sie zumindest mal sage ich mal ein zwei Monate als Arbeitskraft aus. Da redet man auch über Personalkosten im Bereich von 12 bis 15 1.000 €, über Umsatz Faktor fünf also aber unserer 50- bis 80.000 Kosten, die dem Unternehmen entstehen und bei dem er sich überlegen kann, Wie gehe ich damit um? Ich denke, dass die Unternehmen das in der Regel nicht auf dem Schirm haben, weil zum Glück die Zahl der Trauerfälle in absoluten Zahlen relativ gering ist.
Steffen Hillebrecht : [00:12:28] Und wenn es zum Beispiel Betriebsunfälle sind. Ich weiß aus der Zusammenarbeit mit dem Maschinenbau Unternehmen in der Region, die hatten ihren letzten tödlichen Arbeitsunfall vor fünf, sechs Jahren. Da ist ein 16 Tonnen schwerer Eisenring umgefallen, weil der bedienende, wie soll man sagen, die Kette oder die Kette, die diese Maschinerie gehalten hat, ist gebrochen, und man geht davon aus, dass der Bedienende das selbst gelöst hat in suizidaler Absicht. Das war natürlich schon für diese Kollegen ein Schlag. Aber das ist so Sachen, die die passieren jetzt nicht einmal jede Woche oder einmal jeden Monat. Deswegen denke ich, haben die Unternehmen aufgrund der statistischen Wahrscheinlichkeit diese Dinge nicht im Blick. Ich kann mir auch vorstellen, dass dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, jetzt mit jedem Vorgesetzten einmal im Jahr eine Schulung zum Umgang mit Tod und Trauer zu machen. Aber ich sehe, dass hier durchaus eine gewisse Mischung sinnvoll ist. Einmal mit so Employer Assistance Programm, die dann extern den betroffenen Personen Unterstützung anbieten. Und und zum anderen das, dass es schon wichtig ist, einen gewissen Grad an Verständnis zu wecken, dann, dass das im Hinterkopf ist. Also ich ich weigere mich da jetzt zu sagen, wir machen für jede Führungskraft verpflichtend da jedes Jahr ein zweitägiges Seminar draus. Aber aber dieses Verständnis wecken ist sicher auch nicht mit einer Rundmail getan.
Stefan Hund: [00:13:53] Mit Sicherheit nicht. Zumal. Trauer ist immer ja ein emotionales Thema. Und das nur auf der kognitiven Ebene beantworten zu wollen, geht ja in der Regel an der Situation vorbei.
Steffen Hillebrecht : [00:14:08] Ich könnte eine Elon Musk Technik anwenden und meine Betriebsangehörigen abstimmen lassen. Aber das ist glaube ich nicht so logisch. Strukturierter Ansatz ist glaube ich nicht das was in der Kommunikation.
Stefan Hund: [00:14:20] Dann wird es nur noch Zwitter, also nicht Twitter.
Steffen Hillebrecht : [00:14:23] Aber da ich auch immer da als Führungskraft hingeht und zu betroffenen Angestellten sagt na sehen Sie, haben Sie doch gleich mal eine schöne Erbschaft gemacht. Was machen Sie mit dem Geld? Erholen Sie sich mal tüchtig. Na, ich weiß nicht, ob das nicht einfühlsam ist, also könnte.
Stefan Hund: [00:14:37] Ja, aber.
Stefan Hund: [00:14:39] Du.
Stefan Hund: [00:14:40] Du bringst jetzt gerade eben relativ mit einem Augenzwinkern. Also was wir schon, was uns schon häufiger begegnet ist, ist das Thema „Stille Geburt“ oder Fehlgeburt nach dem Motto: Sie sind noch jung, Sie können noch ein zweites kriegen.
Steffen Hillebrecht : [00:14:54] Ja, und Kinder machen macht doch Spaß, weiß ich aus eigener Erfahrung. Also das ist, das ist dann nicht mehr MeToo, das ist ja Me free. Aber äh, ja, nee, also was ich meine, diesen Zynismus. Ich kenne ja aus der eigenen Berufspraxis, der ist ja durchaus nicht unbekannt. Ja, ist und und da wissen wir ja schon, dass zum Beispiel wenn du Thema Fehlgeburt hast.. So schön. Also ich bin jetzt ein Mann. Ich kann ja nur von der Seitenlinie über das Thema sprechen, aber nach diesem Eindruck, den ich habe, wie Frauen mit diesem Thema umgehen, die sind ja anders als die, oder? Sehr, sehr viele fühlen sich, oder? Also die, die, die ich kenne, die und die darüber überhaupt offen gesprochen haben mir gegenüber, die haben das ja als Infragestellung ihrer gesamten Person erlebt.
Stefan Hund: [00:15:42] Ja, natürlich, natürlich.
Steffen Hillebrecht : [00:15:45] Und mit dem bisschen Verständnis, was ich an der Stelle als Mann haben kann, verstehe ich sofort unterschreiben. Sofort. Was habe ich falsch gemacht?
Stefan Hund: [00:15:54] Ja.
Steffen Hillebrecht : [00:15:54] Oder was? Was? Habe ich mich falsch ernährt? Oder bin ich als Mensch, als Frau ungenügend oder. Also wie gesagt.
Stefan Hund: [00:16:03] Solche Themen hast du drin. Und das andere, was du auch nicht vergessen darfst, auch an der Stelle gehören ja zwei dazu. Männer trauern anders. Du kannst bei ganz vielen Burnouts eine Linie ziehen zu Fehlgeburten und stillen Geburten da. Ja, ich habe mich. Ich kenne einen der ganz wenigen Männer-Trauerberater und der sagte da gibt es ganz klare Linien, dass eben halt Männer die Trauer mit mehr Arbeit bis hin zum Burnout, ich sage mal für sich verticken. Am dementsprechend natürlich auch zu Hause nicht präsent sind. Es ist wenig Diskussion miteinander. Die Frau wiederum fühlt sich verlassen und das eskaliert natürlich an vielen Stellen.
Steffen Hillebrecht : [00:16:55] Ja, fühlt sie sich beteiligt? Also nach meinem Eindruck, ich. Ich muss immer aufpassen, dass wir nicht in Stereotypen schnitzen. Aber nach meinem Eindruck ist es in der Tat so, dass das viele Männer anders trauen als viele Frauen.
Stefan Hund: [00:17:09] Ja.
Stefan Hund: [00:17:09] Ja.
Steffen Hillebrecht : [00:17:10] Und? Und da muss ich ja nur Introspektion betreiben. Also ich. Ich würde nicht jeden um um Hals fallen sagen Ich hier. Mir ist ist passiert, traut bitte mit mir nämlich in Arm, habe mich lieb. Und erklär mir, dass es nicht an mir gelegen hat.
Stefan Hund: [00:17:23] Das ist richtig, richtig.
Steffen Hillebrecht : [00:17:25] Es ist klar, meine Trauerstrategie ist, es ist da sicher. Erst mal runterschlucken, still sein, mich in Arbeit flüchten und dann nach einer gewissen Zeit aufwachen und überlegen Schmerz damit. Was ist jetzt passiert? Genau. Und wenn, dann auf dem Fahrrad sich setzen, es mal hier durch die Gegend fahren und irgendwo anhalten, Aussicht genießen und dann über den weiteren Umgang mit nachdenken. Das ist genau so erlebe ich die Frauen in meiner Umgebung durchaus anders.
Stefan Hund: [00:17:52] Ja, absolut, absolut. Wie gesagt, da auch. Vielen ist nicht bewusst. Jede Trauer ist individuell und du kannst nicht sagen nach dem Motto nur so trauern ist richtig. Da muss man genau hingucken.
Steffen Hillebrecht : [00:18:11] Ja, und? Und der eine will Switch demonstrieren und der andere will es in sich verschließen. Also jetzt war ich Anfang September in Großbritannien mit der Familie unterwegs. Und wer ist da gestorben? Die Mutter der Nation. Und da haben einige Britinnen und Briten sich diese schwarze Armbinde, diese Trauerbinde.
Stefan Hund: [00:18:30] Um den Arm.
Steffen Hillebrecht : [00:18:31] Gelegt. Es war nicht überraschend viele, aber es war doch deutlich erkennbar ein gewisser Teil und haben auch entsprechend trauriges Gesicht gemacht. Und auch die Briten Kavallerie zu zwei Dritteln weiblich mit entsprechendem Gesicht und dann wieder da durch ein Haltbar gezogen sind und ihre Kanonen zum Ehren Salut abgefeuert haben. Klar, da haben die einen kollektiven Trauermechanismus, da sind sie in Trauer vereint und können sich gegenseitig unterstützen. Aber das ist ja ein kollektives Ereignis, weil die Mama der Nation ist oder die Oma oder Grandma Oma der Nation.
Stefan Hund: [00:19:00] Ja, die haben ja also im Endeffekt, wer nicht über 70 ist, der hat nie jemand anders kennengelernt als König oder Königin.
Steffen Hillebrecht : [00:19:09] Also naja, aber das ist jetzt ein kollektives und. Und wenn meine Eltern oder mein Ehepartner und meine Ehepartnerin stirbt oder gar ein Kind von mir. Abgesehen davon, also ich. Es ist sicher auch noch mal ein Unterschied, ob ob dem Kind ins Grab gucken musste oder bei einem Erwachsenen. Und wir kennen ja eine gemeinsame Bekannte aus Würzburg, das erst vor zwei Jahren rausgekommen, dass sie auch eine Fehlgeburt erlebt hat und dann hat sie beim Thema Muttertag hat sie sehr ich sage mal angefasst reagiert. Ich werde mich hüten, das zu kritisieren das das ist, aber das ist individuell Erfahrung. Da wird keiner auf der Straße sagen Ach du armes Hascherl, und ich kann das, das ist da. Du bist so ein riesengroßer Gegenteil.
Stefan Hund: [00:19:53] Im Gegenteil, da heißt es „ich durfte damals auch nicht trauern. Du darfst das auch nicht“.
Steffen Hillebrecht : [00:19:56] Ja, ja, ja, ja. Na also, es ist.
Stefan Hund: [00:20:01] Ja, ich guck gerade noch mal in Linkedin rein, ob wir da entsprechend noch Fragen haben, aber im Augenblick noch nicht. Schauen wir einfach mal..
Steffen Hillebrecht : [00:20:14] Ja.
Stefan Hund: [00:20:17] Die Umfrage läuft jetzt noch bis zum 4.12.. Ja, wir hoffen, dass wir noch einige Reaktionen bekommen, so dass deine Studierenden dann auch gut was auswerten können. Ich habe für nächste Woche am Montag eine der Sprecherinnen oder die Sprecherin der Gruppe zum Linkedin Live gebeten. Bin mal gespannt, was ihr uns schon mal vielleicht ein bisschen hinter die Kulissen gucken kann gucken lässt und ähm ja, ich sage erst mal ganz herzlichen Dank. Ich denke, es ist nicht das letzte Lied zu diesem Thema. Und ja, ich freue mich erst mal total, dass ihr dieses Thema anfasst.
Wir kommen ja aus dem Bereich der Arbeitssicherheit. Wir gucken, dass die Unternehmen entsprechende Pläne haben, auch so scharf formuliert, dass man wirklich nachgucken kann, wer ist denn jetzt der Ansprechpartner hierfür? Wen muss ich dort informieren oder wo muss ich vielleicht auch vorher mit den Mitarbeitern klären, dass zum Beispiel bei einem schweren Arbeitsunfall bitte keiner ein Tiktok macht und ausschickt? Also solche Nettigkeiten kennen wir leider auch.
Steffen Hillebrecht : [00:21:37] Und #Hackfleisch.
Steffen Hillebrecht : [00:21:41] #Rippenbruch.
Steffen Hillebrecht : [00:21:43] #Sargträger? Ja, super.
Stefan Hund: [00:21:45] Na ja, nee. Also. Da es manchmal nichts gibt, was es nicht mehr gibt. Ja. Ich denke, dass wir auf diese Art und Weise auch für den Personalbereich eine wertvolle Information leisten können. Denn, ähm. Ja. Trauer. Nachdem nach der Untersuchung von 2003 kostet ja deutsche Unternehmen damals schon 18 Milliarden € per anno. Und dabei hatten wir noch keine Corona, da hatten wir noch keinen Fachkräftemangel. Und die Franzosen haben jetzt herausgearbeitet, dass jede neunte Fachkraft nach einem eigenen Trauerfall, wo das Unternehmen unangemessen reagiert hat, gekündigt hat. Und in Zeiten von Fachkräftemangel möglicherweise. Auch in der Provinz. Das kann man sich eigentlich nicht mehr leisten. Insofern sind wir wieder am Anfang. Wo ist da? Wo ist die Verbindung zwischen dem Thema Tod und Trauer und Personalwirtschaft bzw. Betriebswirtschaft? Da haben wir sie.
Steffen Hillebrecht : [00:22:53] Da haben wir sie.
Steffen Hillebrecht : [00:22:55] Herausragendes Thema. Danke für dein Interesse. Danke für den Input. Das ist immer schön, wenn man solche etwas ungewöhnlichen Themen als Gegenstand der Forschungspraktika nehmen kann. Und man sieht es ja auch an der Beteiligung am Interesse, dass es entsprechend durchaus Resonanz hat. Und das ist das Schöne an der Hochschule, dass man sich auch solchen Themen widmen kann, die vielleicht im Betrieb auf den ersten Blick viel zu kurz kommen.
Stefan Hund: [00:23:15] Ich sage mal ganz, ganz herzlichen Dank Und bis bald Mal wieder auf diesem Kanal.
Steffen Hillebrecht : [00:23:21] Gerne.